Hallo alle
zusammen!
Das neue
Jahr hat jetzt auch im Promiseland angefangen. Genauer gesagt haben wir am 14.
Januar wieder mit dem Kindergartenalltag gestartet, zusammen mit Stella,
worüber wir uns unglaublich gefreut haben :) Natürlich musste in den Tagen
davor erst einmal alles vorbereitet werden. Das heißt, dass wir die
Weihnachtsdeko und die alten Bilder abgehangen, dafür aber alle Dinge zum
Lernen, wie zum Beispiel die Formen und Farben oder Wochentage, Monate und
Zahlen an den Wänden erneuert haben. Außerdem wurden alle Bastel- und
Malutensilien richtig eingeordnet und Namensschilder für die ganzen
Neuankömmlinge angefertigt, was bei 55 Kindern eine ganz schöne Arbeit war :D
Natürlich mussten auch neue Klassenlisten angefertigt und der
Geburtstagskalender vorbereitet werden.
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Man hat sich schon angefreundet :) |
Dann ist der
erste Schultag gekommen. Als wir an dem Mittwoch im Promiseland ankommen, sind
die meisten Kinder mit ihren Eltern schon da und haben ihre Namensschilder um
den Hals hängen. Natürlich gibt es in den ersten Tagen noch ganz viele Tränen,
weil es für viele der erste Kindergartenbesuch ist und sie noch nie länger von
ihren Eltern oder bekannten Personen getrennt waren. Das lässt sich aber mit
viel Auf-den-Arm-nehmen und Trösten und einigen Beschäftigungen nach ein bis
zwei Tagen wieder richten. Zudem haben wir einige Verwirrung, weil manche
angemeldeten Kinder gar nicht erscheinen, dafür aber andere, die eigentlich
abgelehnt oder nicht angenommen wurden und sogar zwei Kinder von letztem Jahr,
die zu alt sind. Bei manchen Kindern ist nicht klar, welches der Name ist, den
wir benutzen sollen, oder der Name ist einfach unaussprechbar, bestes Beispiel:
Utjitirauina oder Nahambelelwe :D Wie man sieht: In den ersten Tagen herrscht
noch ziemliches Chaos.
Außerdem merken wir, dass es ganz schön schwierig ist
nur 3-4-jährige Kinder da zu haben, da sie vieles noch nicht verstehen. Einige
müssen noch Hilfe beim Milipapessen oder Auf-Toilette-gehen bekommen. Es
gestaltet sich einfach schwierig, weil dadurch alles noch länger dauert, das
bei 55 Kindern sowieso schon zeitaufwändig ist. Wir müssen auch unseren
Tagesablauf ändern und jetzt zweimal pro Tag mit allen auf Toilette gehen, weil
es sonst zu unangenehme Unglücke kommen kann :D In den ersten Tagen müssen sich
also sowohl die Kinder als auch wir erst einmal zurechtfinden, weswegen wir
noch nicht so viele Spiele und Aktionen machen können. Die Kinder müssen ja
alles komplett neu lernen. Deswegen lassen wir sie hauptsächlich mit
unterschiedlichem Spielzeug frei spielen, zum Beispiel mit Kuscheltieren,
Bauklötzen oder verschiedenen Spielsachen, auch damit sie sich untereinander
besser kennenlernen. Neu beibringen müssen wir auch die Lieder, die wir morgens
immer singen, die Tischgebete und das Vaterunser. Es ist schon eine Herausforderung
den Großteil dazu zu bringen die Augen beim Beten zu schließen. Viele der
Kinder können auch noch kein Wort Englisch, sodass es noch schwieriger als
letztes Jahr ist sie zu verstehen. Ich kann nun mal leider kein Oshivambo,
Damara oder Afrikaans… :/ :D
Aber auch einfache Sachen, die sie nur nachmachen
müssen, bringen ihnen sehr viel Spaß. Zum Beispiel klatscht Stella mit ihnen in
die Hände, lässt sie stampfen, sich strecken oder hinsetzen und wieder
aufstehen. Dabei kann man schon ganz viel wunderschönes Kindergelächter hören
:)
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Der neue Geburtstagskalender ist fertig :) |
Wir machen in den ersten Tagen auch Fotos mit allen Kindern und basteln
einen Geburtstagskalender, der sich über die gesamte Länge des Raumes zieht.
Dadurch wird es auch noch leichter die Namen zu lernen. Ich brauche das zum
Glück nicht, denn ich kann schon alle 55 Namen nach ungefähr 3 Tagen. :)
Die
Kinder fassen trotz des ganzen Neuen ziemlich schnell Vertrauen und schon bald
ist alles wieder beim Alten und man hat 5 von ihnen auf dem Schoß, wenn man
sich hinsetzt. :b Sie lernen auch ziemlich schnell die Gebräuchlichkeiten, zum
Beispiel dass man fragen muss, wenn man auf Toilette gehen möchte, oder dass
wir sie am Morgen begrüßen und sie beim Aufrufen ihres Namens „I’m here“ sagen
müssen. Die Regeln sind noch nicht so drin, auch wenn wir sie ganz detailliert
mit ihnen durchgegangen sind. Dabei habe ich mich ein bisschen wie bei der
„Sendung mit der Maus gefühlt“, weil erst Benedikt und ich alles auf Englisch,
dann Stella alles auf Oshivambo und zuletzt Tica alles auf Damara erklärt haben.
Wir sind dafür auch zu den Toiletten, dem Tor und dem Wasserbecken gegangen, um
zu demonstrieren, was man darf und was nicht. Zum Beispiel ist das Tor ganz
tabu. Wir möchten, dass nie wieder so ein Unglück wie letztes Jahr passiert.
Leider haben sie diese Regel noch nicht so verinnerlicht und es muss immer auf
jeden Fall jemand mit draußen sein, wenn dort eines der Kinder ist. Auch das
mit dem Nicht-Schlagen klappt eher weniger. Also bleibt eigentlich alles beim
Alten und wir müssen ständig jemandem sagen, dass er sich entschuldigen soll.
Aber das haben sie erstaunlich schnell drin, den kleinen Finger an dem des
anderen entlang zu ziehen und so „Sorry“ zu sagen. Müssen sie ja auch ständig
machen :b
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Gerauft wird immer noch. Zum
Beispiel bei Gerson und Imelda. |
Ticas und mein erstes Ziel ist es unserer „small class“, die nur aus
3-Jährigen besteht, beizubringen etwas auszumalen ohne über den Rand zu malen,
was eine ziemliche Herausforderung ist. Die meisten kritzeln einfach das
gesamte Blatt voll :D Zuerst verteilen wir die neugekauften Wachsmalstifte,
Scheren und Bleistifte auf die von den Kindern selbst mitgebrachten Eisboxen
und kleben Bilder auf die Frontcover der Arbeitshefte. Die dürfen sie dann
ausmalen bevor sie in Folie geschlagen werden. Ansonsten lassen wir sie Kreise,
Rechtecke oder Quadrate ausmalen. Es muss erst einmal Routine reinkommen und
ich weiß nicht, ob man so kleinen Pimpfen überhaupt schon großartig etwas
anderes beibringen kann. Das ist eine ziemliche Umstellung, weil ich mir ja
letztes Jahr alles für meine Klasse selbst ausdenken konnte und sie wenigstens
schon ein kleines bisschen verstanden haben. Jetzt teile ich mir mit Tica eine
Klasse und wir machen eigentlich, was sie sich überlegt, auch wenn ich
natürlich ebenfalls Vorschläge und Ideen einbringen kann. Trotzdem ist es eine
Umstellung jetzt nur noch zu assistieren.
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Ruthmina und Secilia sind bereit zum Wettrennen. Und auch
Imelda, Memory, Aina, Maria, Tulonga, Paulina und
Hendrina sind bereit. |
Ansonsten machen wir in den ersten
Tagen ein bisschen Sport, indem wir einen Slalom aufbauen, den die Kinder
durchlaufen müssen oder einen Hindernissparcour erstellen, bei dem sie unter
Tischen durchkrabbeln, über Stühle klettern und über Seile springen müssen.
Oder wir lassen sie einfach gegeneinander Wettrennen oder –hüpfen. Wir
probieren auch mit ihnen Shikumbule, das namibische „Der Plumpssack geht um“,
zu spielen, aber es klappt nicht wirklich gut, weil es für viele Kinder ganz
neu ist. Man muss halt alles ganz oft wiederholen, bevor es gut klappen kann :)
Was mich sehr freut: Einige der Kinder von letztem Jahr kommen immer noch
regelmäßig nach Promiseland, sei es, um ein Geschwisterkind abzuholen, in der
Suppenküche zu essen oder einfach mal nur reinzuschauen. Das ist immer wieder
eine schöne Überraschung :)
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Und los geht es. Mal noch liegt Junia vor David... (Im Hintergrund Benedikt, Stella, Thomas, Gerson, Annanias, Tomas und Sharatiel) |
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Die Kinder klettern über Stühle... |
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...und krabbeln unter Tischen durch. |
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Nu-Rush, eines der neuen Kinder |
An einem
Abend haben wir alle Eltern nach Promiseland zu einem Elternabend eingeladen,
um einige wichtige Dinge zu besprechen. Es ist zum Beispiel ein Problem, dass
viele Kinder nicht um halb 8 , sondern erst um nach 8 gebracht werden, was
eigentlich zu spät ist, und einige auch sehr viel später als 12 Uhr, was die
normale Abholzeit ist, immer noch im Promiseland sind. Das könnte bald zum
Problem werden, weil die Räumlichkeiten dann anderweitig genutzt werden.
Benedikt und ich werden nämlich ab nächster Woche von Montags bis Donnerstags
für 10 Kinder Hausaufgabenbetreuung im Promiseland geben, bevor die Kinder für
die Suppenküche kommen. Also ist Pünktlichkeit ganz wichtig! Es ist aber schon
mal gut, dass alle Kinder gebracht und abgeholt werden und keines, wie letztes
Jahr, alleine durch die Straßen laufen muss. Ein weiterer Punkt sind die
Regeln, die jedes Elternteil mit nach Hause bekommt, um sie mit seinem Kind zu besprechen.
Außerdem erklären wir noch, was wir in der nächsten Zeit vorhaben und sprechen
über einige Probleme, zum Beispiel das Auf-Toilette-gehen, das Naseputzen, das
Kranksein oder das schlechte Englisch der Kinder. Zudem wollen wir mit jedem
Kind einigermaßen Geburtstag feiern können, wofür die Eltern ihren Kindern
irgendetwas mitgeben sollen, zum Beispiel Lollis oder ähnliches. Wir betonen
auch noch einmal ganz stark, dass die Kinder nicht zur Strafe geschlagen werden
sollen, weil es keinen Sinn hat einem Kind beibringen zu wollen, dass es keine
anderen Kinder schlagen darf, wenn es dafür mit Schlägen bestraft wird! Ganz
abgesehen davon lehnen wir Gewalt gegen Kinder sowieso grundsätzlich ab und
auch Promiseland ist ein gewaltfreier Ort, an dem sich jedes Kind geborgen und
sicher fühlen soll!
Letzte Woche
waren zwei Mitarbeiter vom Jugendrotkreuz Westfalen-Lippe, meiner
Entsendeorganisation, zu Besuch und haben unsere Einsatzstelle besichtigt, um
zu gucken wie es läuft und ob es Probleme gibt. Außerdem haben sie unser
Zwischenseminar geleitet, das danach 6 Tage lang in Okahandja stattfand. Wir
haben dabei über unsere Erlebnisse, unsere Motivation, unsere Ziele und Pläne
für das nächste halbe Jahr und danach in Deutschland und vieles mehr gesprochen,
um unsere Zeit hier Revue passieren zu lassen.
Jetzt, nach
dem Zwischenseminar geht es erst richtig wieder im Promiseland los und ich bin
wirklich gespannt, was wir so alles mit den Kindern machen werden :)
Lg Marie