Donnerstag, 14. Mai 2015

Die Victoriafälle

Hallo alle zusammen!
 
Wie schon im letzten Blogeintrag angekündigt sind im Moment Ferien in Namibia und ich kann nichts über Promiseland berichten, da zurzeit keine Kinder kommen. Allerdings haben wir diese freie  Zeit für einen Kurztrip nach Katima Mulilo und zu den Victoriafällen in Sambia genutzt. Um euch an diesem überwältigenden Naturschauspiel wenigstens ein klein wenig teilhaben zu lassen, kommt hier ein kurzes Reisetagebuch:
 
Tag 1 – Tag 2: Fahrt von Walvis Bay bis zu den Victoriafällen
Der Kavango-Fluss
Endlich Elefanten!
Am 26. April ging es wieder los auf große Reise! Für mich übrigens mit neuer Frisur. Stella hat mir die Haare zu Braids geflochten, wie es sehr viele afrikanische Frauen tragen. Die gesamte obere Haarpartie war geflochten, nur die unteren Haare waren noch offen. Man kann die Haare mehrere Wochen so lassen und mir gefällt es sehr gut. Es sieht nicht nur schön aus, es ist auch sehr praktisch, da man nichts mit den Haaren machen muss. Man wacht zum Beispiel auf und die Haare sind fertig, man braucht gar nichts mehr zu frisieren. Allerdings wird man als Weiße mit dieser Frisur schon öfters mal komisch angeschaut. :D Nachdem Benedikt und ich zwei andere Freiwillige in Swakopmund abgeholt hatten, sind wir zuerst bis nach Karibib gefahren und von dort aus in Richtung Norden, quasi die Strecke, die meine Familie und ich auf dem Weg von Etosha nach Windhoek gefahren sind, nur in die andere Richtung. Wir hatten uns für diesen Tag 900 Kilometer vorgenommen und hätten diese Strecke eigentlich im Hellen schaffen müssen, hätten wir nicht ein paar Probleme beim Abholen des Mietwagens bekommen. So sind wir also in die Dunkelheit gekommen und ich habe verstanden, warum dazu geraten wird nicht im Dunkeln zu fahren, besonders im tierreichen Norden. Wir konnten ab der Dämmerung nur noch relativ langsam fahren und kamen nicht wirklich gut voran. Aber das langsame Fahren war absolut notwendig, da uns einmal eine Kuhherde und einmal eine Gruppe Warzenschweine vors Auto gelaufen ist. Es war echt knapp und wir mussten schon eine Vollbremsung hinlegen, aber zum Glück ist nichts passiert. Also Fazit: man sollte in Namibia wirklich nicht bei Dunkelheit fahren! :D Wir haben in Rundu in einer Lodge zwischenübernachtet und konnten am nächsten Morgen den Kavangofluss bewundern, der direkt an dem Gelände der Lodge vorbeifließt. Der Fluss sieht echt schön aus, ganz friedlich und ungefähr so wie der Orangeriver, auf dem wir im Dezemberurlaub raften waren. So wie man sich einen afrikanischen Fluss eben vorstellt. Allerdings ist hier nichts mit schwimmen gehen, da es im Kavango Krokodile gibt. Nach dem Frühstück ging es weiter in Richtung Sambia. Am Abend zuvor konnten wir die Landschaft im Caprivistreifen nicht wirklich sehen, weil es schon so dunkel war. Es ist sehr viel grüner als im Rest von Namibia, auch mit viel Bewuchs und großen Bäumen, es gefällt mir echt gut. Und jetzt Achtung Vorurteil: Es stehen dort am Straßenrand sehr viele traditionelle Behausungen, die aus Lehm gemacht zu sein scheinen und mit Stroh gedeckt sind. Ich weiß nicht genau, warum und ob es im Rest vom Caprivistreifen genauso ist, aber zumindest entlang der Hauptstraße im Caprivistreifen sahen die Dörfer so aus. Auf dieser Strecke erwartete uns außerdem eine Überraschung: Wir haben an einem Wasserloch eine kleine Herde freilebender Elefanten gesehen, zwar nur von weitem, aber ich bin so froh endlich welche entdeckt zu haben, wo wir schon in Etosha kein Glück hatten! Schließlich haben wir unsere Zwischenstation Katima Mulilo erreicht, eine Stadt, die direkt an der Grenze zu Sambia liegt. Eigentlich waren wir noch relativ gut in der Zeit und hätten es vor Anbruch der Dunkelheit bis nach Livingstone an den Victoriafällen schaffen sollen. Allerdings hatten wir nicht damit gerechnet an der sambischen Grenze so viele Probleme mit dem Auto zu bekommen. Also sind wir wieder in die Dunkelheit geraten und das auf einer deutlich schlechteren Straße mit ganz viele Schlaglöchern, denen man ständig ausweichen musste. Um 10 Uhr abends kamen wir endlich in unserem Backpackers in Livingstone an.
 
 
Die Menschen im Caprivistreifen leben noch sehr viel traditioneller.
 
 
Tag 2 – Tag 4: Livingstone bei den Victoriafällen
Der Zambezi - im Hintergrund die Gischt der Victoriafälle!
Der Zambezi kurz bevor er fällt
Am nächsten Tag sind wir dann aus Livingstone raus und zu den Victoriafällen gefahren, die direkt neben der Stadt liegen. Die eine Hälfte der Victoriafälle gehört zu Sambia, die andere zu Simbabwe, man kann die Grenze über eine Brücke überqueren, die zwischen den Hängen der Schlucht verläuft, in der das Wasser der etwa 2 Kilometer breiten Victoriafälle ankommt. Wir wollten uns erst einmal die sambische Seite anschauen. Während man sich den Fällen nähert, kann man schon einen Blick auf den Zambezi werfen und sieht im Hintergrund die Gischt von den Victoriafällen aufsteigen. Dieser breite Fluss an sich ist schon sehr beeindruckend! An den Victoriafällen selbst kann man mehrere Wege nehmen, um die Fälle aus verschiedenen Blickwinkeln anschauen zu können. Wir sind zuerst zu einer Stelle gegangen, von wo aus man den Fluss sehen kann, kurz bevor das Wasser fällt. Auf dem Weg dorthin kann man schon einen Blick auf den äußersten Zipfel der Victoriafälle erhaschen. Man konnte noch nicht so viel sehen, weil alles voller weißer Gischt war, die wie Nebel aussah, aber schon das wenige, das man erkennen konnte, war sehr beeindruckend. Außerdem war durch die Gischt ein echt schöner Regenbogen entstanden. Es ist hier wirklich tropisch warm und schwül, ganz anders als an anderen Orten Namibias, wo die Luft sehr trocken ist, und ich war froh über die Abkühlung durch die feinen Tröpfchen, die von den Wasserfällen herübergeweht sind. Wir sind weiter dem Weg gefolgt und immer wieder stehen geblieben, um uns den Fluss anzusehen, der hier, kurz vor den Wasserfällen, schon sehr wild ist. Geht man noch ein Stückchen weiter, wird das Wasser ruhiger und man kann über die Breite des Flusses gucken. Auf dem Weg zurück zum Ausgangspunkt sind uns ganz viele Paviane entgegengekommen. Sie liefen auch auf dem Weg, teilweise direkt neben uns her, nur 10 cm von unseren Beinen entfernt, ohne sich im Mindesten an uns zu stören. Schon ein merkwürdiges Gefühl, aber auch echt cool. An der Weggabelung saßen sie sogar und haben sich gegenseitig gelaust oder ihre Babys gestillt. Wir sind weiterauf einem Weg gegangen, der uns direkt an den Victoriafällen entlang geführt hat. Es war richtig krass! Sie sind so unglaublich riesig und wirklich atemberaubend, aber vor allem so unwirklich. So etwas sieht man sonst nur im Fernsehen oder im Internet und ich durfte dort stehen und sie live sehen, diese Wassermassen, die in die Tiefe stürzen. Man konnte sich gar nicht sattsehen und ich hätte die Fälle den ganzen Tag beobachten können. Dieses Naturschauspiel kann man gar nicht beschreiben, weil man ihm durch Worte nie gerecht werden könnte! Es ist einfach nur wunderschön und man ist völlig überwältigt, wenn man davor steht. Unterdessen wurde die Gischt immer stärker, je weiter wir kamen, und es war die falsche Entscheidung sich keine der angebotenen Regenmäntel auszuleihen. Denn es wurde immer nasser, es war wie sehr starker Regen, man konnte nicht mehr gut sehen, was aber nicht so schlimm war, da die Fälle vor lauter Gischt sowieso kaum zu erkennen waren. Die Wege waren auch nass und glitschig und man musste aufpassen, dass man nicht ausgerutscht ist.  Schließlich kamen wir auf eine Brücke, wo es echt heftig wurde, wir waren nass bis auf die Knochen. Und es wurde mit jedem Mal, dass wir uns vom Hauptweg entfernt und den Victoriafällen genähert haben schlimmer. Also sind wir von dem Zeitpunkt an auf den Hauptwegen geblieben und haben uns nur noch die Brücke näher angeschaut, die echt hübsch aussieht, so von Hang zu Hang, mit dem Fluss darunter und dem tropischen Bewuchs ringsum. Auf dieser Brücke kann man auch Bungee Jumping und andere Aktivitäten machen, aber wir haben das mal lieber gelassen… :b Stattdessen haben wir uns dafür entschieden den Weg runter zu der Stelle zu gehen, wo das Wasser aus den Fällen ankommt. Der Weg ist unglaublich schön, es ist wirklich wie im Regenwald mit Palmen, großen Bäumen, Lianen und ganz viel Dickicht. Es gibt sogar echt schöne, bunte Blumen zwischendrin. Ich war so froh dort sein zu können und kam vor Gucken und Staunen kaum vorwärts. Wir haben einen Bach überquert, der echt super urwaldmäßig aussieht und kamen dann zum Flussufer. Man kann die Fälle von hier aus nicht sehen, aber das Wasser kommt hier an und bildet einen „boiling pot“, das Wasser fließt also teilweise im Kreis, bevor es seinen Weg die Schlucht runter fortsetzt. Man kann auch die Brücke sehen, befindet sich quasi schräg unter ihr, und kann auch unter ihr durch auf die Schlucht gucken, die der Fluss gegraben hat. Es ist echt schön und die großen Steine am Ufer laden zum Sitzen ein. Wir haben an diesem schönen Platz eine kleine Pause eingelegt, bevor es wieder hoch zum Ausgangspunkt ging. Wir sind danach auf dem „Photographers Trail“ weitergegangen, auf dem man sonst wohl sehr schöne Bilder machen kann. Heute allerdings konnte man fast nichts fotografieren, weil die Gischt sehr viel von den Victoriafällen verdeckt hat, was echt schade war. Aber man konnte in das beeindruckende Tal gucken und an einer Stelle, kurz vor der Brücke, wo der Weg endet, konnte man einen Teil der Victoriafälle samt Hängen, Regenwald und Fluss sehen, ein wunderschönes Bild! Wir haben lange die Aussicht genossen und uns dann auf den Weg zurück gemacht. Wir haben uns dagegen entschieden auch noch die simbabwische Seite der Fälle anzuschauen, da wir nicht mehr so viel Zeit hatten und es sich nicht gelohnt hätte noch mehr Geld auszugeben, wenn man durch die Gischt auf der anderen Seite auch nicht viel mehr gesehen hätte. Damit war unser Ausflug zu den Victoriafällen beendet und wir sind zum Backpackers zurückgekehrt. Am nächsten Tag haben wir vor der Fahrt zurück nach Katima Mulilo den Open Market von Livingstone besucht. Es ist ein ziemlich großer Markt mit sehr vielen Verkaufsständen, die aus Holz gebaut sind. Am Anfang werden Lebensmittel aller Art verkauft und es ist hygienisch ziemlich bedenklich, weil zum Beispiel roher Fisch offen rumliegt und natürlich überall Fliegen sind. Aber auch sonst gibt es alles Mögliche auf diesem Markt zu kaufen. Mitten in dem bunten Treiben haben wir schließlich zwei Stände mit Tüchern gefunden, nach denen wir gesucht hatten. Sie werden von den Frauen als Rock und Arbeitsschutz über der normalen Kleidung getragen. Es gibt sie in allen erdenklichen Farben und Mustern und wir wurden bei so viel Auswahl natürlich fündig. Außerdem haben wir eine Frucht vom Affenbrotbaum probiert. Man muss sie aufbrechen und das Innere schmeckt ein bisschen säuerlich und ist sehr zäh. Nach diesem erfolgreichen Vormittag haben wir uns auf den Weg zurück nach Katima Mulilo gemacht. Nach der Grenzüberquerung haben wir uns in unserer Unterkunft einquartiert und danach unsere Mitfreiwilligen besucht, die hier stationiert sind und beim namibischen roten Kreuz arbeiten. Da am nächsten Tag eine der beiden, Fiona, alle Freiwilligen, die wir kennen, zu ihrer Geburtstagsfeier eingeladen hatte, waren schon ein paar der Gäste da und es gab ein großes Hallo und ganz viel Wiedersehensfreude.
 
 
Die Gischt ist wie Nebel
 
Die Paviane stören sich nicht an den Besuchern
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Die Victoriafälle sind so wunderschön <3
Es wird ziemlich nass :D
 
Es sieht aus wie im Regenwald :)
 
 
Es gibt sogar bunte Blumen :)
 
Die Brücke auf der man von Sambia
nach Simbabwe gelangt
 
Der "boiling pot"
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Tag 4 – Tag 6: Katima Mulilo
Am 30. April hatte mein Mitbewohner Benedikt Geburtstag, genau wie eine der Freiwilligen aus Swakopmund, somit gab es heute drei Geburtstage auf einmal zu feiern. Bevor es allerdings losgehen konnte, haben wir Fiona noch bei den Vorbereitungen geholfen und uns Katima Mulilo angeschaut. Wir haben zum Beispiel die Einsatzstelle der beiden Katimafreiwilligen besichtigt und den Open Market der Stadt, der ein bisschen kleiner ist als der in Livingstone. Während wir uns ans Ufer des Zambezi gesetzt haben, natürlich weit genug vom Wasser weg wegen der Krokodile, um ein bisschen was zu essen und die Atmosphäre an dem ruhig dahin fließenden Fluss zu genießen, kamen immer mehr Gäste an, die teilweise bis zu 24 Stunden am Stück unterwegs waren. So weite Entfernungen muss man zurücklegen, um nach Katima Mulilo zu kommen, und das ist ja eigentlich nur die Hälfte der Strecke, wenn man Namibia von Süden nach Norden durchquert! Unglaublich wie groß dieses Land ist! Es wurde ein echt schöner Abend, vor allem weil man manche der anderen Freiwilligen echt lange nicht mehr gesehen hatte. Am nächsten Tag ging es an einem Stück von Katima Mulilo nach Windhoek, was mehr als 1.200 Kilometer sind und länger als 13 Stunden gedauert hat! Endlich haben wir die Hauptstadt erreicht und sind an unserer Unterkunft mit den Leuten vom Mascato Youth Choir zusammengetroffen, dem Chor  aus Swakopmund, in dem Benedikt und die andere Freiwillige, die mit uns gereist ist, Marieke, singen, und mit denen wir in den nächsten beiden Nächten zusammen gewohnt haben. Sie hatten am nächsten Tag ein Konzert in einer Kirche in Windhoek.
 
Tag 6 – Tag 8: Windhoek
Am nächsten Tag fand von morgens bis nachmittags eine Probe für den Abend statt, bei der Vinzent, der vierte Mitreisende im Bunde, und ich teilweise zugeschaut haben. Die restliche Zeit bis zum Abend verbrachten wir damit in Joes Bierhaus zu gehen und dort zu essen. Das Konzert begann dann um 18 Uhr. Insgesamt haben vier Chöre gesungen, der letzte davon der Mascato Youth Choir. Der Chor ist so unglaublich gut, es war der Hammer! Ich habe ganz oft eine Gänsehaut bekommen. Sie haben sich einfach selbst übertroffen und waren noch viel besser als auf ihren vorherigen Konzerten, die schon auf einem sehr hohen Niveau lagen. Ich war sehr froh, dass ich mitgefahren bin und zuhören durfte! Ich war super begeistert, genau wie der Rest des Publikums. Ein richtig gelungenes Konzert! Nach diesem tollen Abend hatten sich die Sänger echt eine Belohnung verdient und so sind wir alle zusammen am nächsten Tag in Katutura Kapana essen gefahren und das war mit Abstand das beste Kapana, das ich bis jetzt in Namibia gegessen habe. Zur Erinnerung: Kapana ist ein sehr typisches Gericht hier. Es sind einfach Stücke von bestimmtem Fleisch, die gegrillt und in kleine Stückchen geschnitten werden. Man kann sie mit einem sehr scharfen Gewürz und Zwiebeln essen. Außerdem haben wir einen Mopane Wurm probiert, auch sehr traditionell. Sie sehen aus wie getrocknete und geröstete Raupen und schmecken irgendwie nach Sand, also nicht so toll, aber auch nicht so schlimm wie ich gedacht hatte. Nach dieser kleinen Stärkung ging es dann über Swakopmund zurück nach Walvis Bay.
 
 
Der Macato Youth Choir beim Konzert
 
Während der Ferien gab es auch im Promiseland einige Neuerungen. Da Julene nicht mehr dabei mithilft das Projekt zu organisieren, bekommen wir eine neue Kollegin, die Jessica heißt und die wir in dieser Woche kennengelernt haben. Ich hoffe, dass wir gut zusammenarbeiten werden :) Außerdem schreiten die Bauarbeiten auf dem Gelände neben Promiseland, wo die neuen Räume für den Kindergarten entstehen, immer weiter voran. Das Gebäude und die Mauer stehen schon, dafür wurde in die Zwischenmauer, die die beiden Grundstücke verbindet, aufgebrochen, sodass man nun einen Durchgang hat. Es müssen nur noch die Innenräume fertiggestellt werden. Ich hoffe, dass das noch bis zum Ende der Ferien klappt, weil ich mich wirklich darauf freue in den neuen Räumen arbeiten und die Kinder aufteilen zu können! Das wird hoffentlich vieles einfacher machen :) In einer Woche geht also der Kindergartenalltag wieder los und freue mich sehr darauf die Kinder wiederzusehen! :) Lg Marie